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Frostnacht von Staffan Götestam
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Das Moderne Theater Tirschenreuth e.V. präsentiert:
Frostnacht
ein Theaterstück von Staffan Götestam
aus dem Schwedischen übersetzt von Marianne Weno
Regie und Bühnenraum Nikol Putz
Zu den Galerien:
Probenfotos Frostnacht © Florian Winklmüller, N.P.
Aufführungsfotos Darsteller © Norbert Grüner, 2005
Aufführungsfotos Szenenbilder © Norbert Grüner, 2005
Aufführungsfotos Bühnenbild Totalen © Norbert Grüner, 2005
Premiere war am Donnerstag, 24. November 2005
im Theater am Luitpoldplatz, Tirschenreuth
Eine Eigenproduktion des MTT e.V..
Besetzung, Stab
- Maria: Caroline Haas
- Jan-Erik, Vater: Berthold Höcht
- Eva, Mutter : Ilona Richter
- Anna, Therapeutin: Sonja Lang
- Sven, Freund von Maria: Johannes Lindner
- Regie und Bühnenraum: Nikol Putz
- Produktionsleitung: Peter Geyer
- Regieassistenz: Roswitha Winkler
- Kostüme: Andrea Schröpf
- Requisite: Christl Gleißner
- Maske: Sandra Gürster
- Bühnenbau / Bühnentechnik: Willi Zintl, Karl Schwägerl, Anton Beer
- Beleuchtung: Tobias Schwägerl
- Ton: Susanne Storch
- Hackbrett-Einspielung: Luitgard Bauer
- Plakatmotiv: Shebl Atef Shebl Elsayed Kühn
- „Guter Geist des Hauses“: Gabriele Saller
- Grafik, Druck der Printmedien: Druckerei Kohl, Tirschenreuth
Zeit: heute, Winter
Ort: hier oder anderswo oder ganz in der Nähe
Eine Pause nach ca. 55 Minuten.
Eine Eigenproduktion des Modernen Theater Tirschenreuth e.V., 1. Vorsitzender Florian Winklmüller.
Bühnenrechte bei Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH, Berlin.
Maria, mach Papa keinen Kummer.
Eva
Mach Mama nicht traurig.
Jan-Erik
Der Autor
Staffan Götestam lebt in Stockholm. Ursprünglich lernte er Schauspieler (Ausbildung 1971 – 72; anschließend Engagement in Göteborg), heute auch als Komponist, Regisseur und Autor für Rundfunk, Film, Fernsehen und Theater tätig.
Zusammen mit der bekannten Kinderbuchautorin Astrid Lindgren richtete er viele ihrer Bücher für die Bühne ein und setzte sie in Szene. Seine Verfilmung von „Nils Karlsson Däumling“, für die er auch das Drehbuch verfasste, wurde bei internationalen Filmfestspielen wiederholt ausgezeichnet.
„Frostnacht“ ist der erste Teil einer Trilogie. Die Uraufführungen der ersten beiden Teile fanden unter dem Titel „Fågelpappan“ (Frostnacht) 1985 und „Gränsland“ (Grenzland) 1987 unter seiner Regie im Puck-Theater in Stockholm statt.
Sein Stück („Frostnacht“) zeigt in sehr intensiven und bedrückenden Szenen, mit welchen Problemen sexuell misshandelte Kinder zu kämpfen haben. Es schildert präzise die Mechanismen, die zur Entstehung von sexuellem Missbrauch in Familien führen können. Die eindringliche Darstellung der seelischen Entwicklung Marias berührt Betroffene und Außenstehende gleichermaßen.
Das differenzierte Aufzeigen der Zusammenhänge innerhalb einer theatralisch überzeugenden und fesselnden Handlung hilft, die Hintergründe der Misshandlungen durchschaubar zu machen und fördert den Mut, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. Nicht die Tat ist das Tabu, sondern das Sprechen darüber! Das Schweigen brechen – der wichtigste erste Schritt zur positiven Veränderung ist getan.
Frostnacht, das Stück
Maria, 16 Jahre, ist das einzige Kind in einer bürgerlichen Durchschnittsfamilie. Obwohl sich beide Elternteile so intensiv, wie es ihre Berufstätigkeit erlaubt, um sie sorgen, und besonders der Vater sich ihr liebevoll widmet, wirkt sie zunehmend aggressiv und verhaltensauffällig.
Nach einer Vergewaltigung und einem darauf folgenden Selbsttötungsversuch verschließt sie sich ganz und verbringt mehrere Wochen in einer psychiatrischen Klinik. Die engagierte Psychologin Anna ist auf dem besten Wege, ihr Schweigen zu brechen, und die Ursachen ihrer Verhaltensstörung herauszufinden. Auf Drängen der Eltern allerdings wird Maria vorzeitig nach Hause entlassen, doch die Therapeutin lässt nicht locker und besucht das Mädchen in Abwesenheit ihrer Eltern.
In Rückblenden werden Szenen aus Marias Familienleben vor der Vergewaltigung und aus dem Klinikaufenthalt gezeigt. Es bestärkt sich der Verdacht, dass Marias Vater Vaterliebe mit sexueller Befriedigung verbindet und das Kind seit seinem sechsten Lebensjahr sexuell misshandelt.
Hintergründe zum Thema
Selbstverstümmelungen, Selbsthass, Aggressivität, Essstörungen, Drogenkonsum, u.a. sind psychische Hilferufe. Die viel zu frühe und entwicklungspsychologisch nicht zu verarbeitende sexuelle oder inzestuöse Erfahrung zwischen abhängigen, schwachen und liebebedürftigen Kindern und den Erwachsenen, die ihre Autorität zur eigenen Befriedigung missbrauchen, erschwert es, in der Pubertät den eigenen Körper und die eigene Sexualität anzunehmen, und in Beziehung zum anderen Geschlecht zu treten. Liebe kann später oft nur mit Gewalt und Abhängigkeitserfahrungen verbunden werden.
Die Mutter der betroffenen Familie ahnt oft nichts, oder verdrängt den Inzest, um der Gefahr der Trennung auszuweichen.
Das gleiche Argument wird ebenso als Druckmittel der Täter benutzt, um die Kinder zum Schweigen zu zwingen. Der Zwiespalt zwischen dem Bild des sorgenden Vaters und des brutalen Täters aber ist für die Kinder oft nur über eine Eigenschuldzuweisung zu ertragen. Die Schuld trifft aber niemals die Mädchen und Jungen, sondern die Verantwortung für sexuelle Misshandlung liegt immer und ausschließlich beim Erwachsenen.
Obwohl sexuelle Misshandlung von Kindern seit ein paar Jahren in der Öffentlichkeit und in den Medien thematisiert wird, ist es trotzdem immer noch ein Tabuthema, dessen Verschweigen in den meisten Fällen die Verurteilung des Täters verhindert.
Einige Untersuchungen nennen jedes dritte bis vierte Mädchen als Opfer von sexueller Misshandlung (angefangen bei exhibitionistischen Handlungen bis zum vollzogenen Beischlaf).
Vielleicht hat die Tante Tau geschlafen und den Onkel Winter nicht kommen hören... vielleicht war sie so alt, dass sie nichts mehr sehen konnte.
Maria
Auch wenn sie ihn gesehen hätte, hätte sie den Onkel Winter nicht aufhalten können. Und der Onkel Winter hatte Maria sehr, sehr lieb. Und von ihren Geheimnissen darf niemand etwas erfahren, nicht einmal die Tante Tau. Denn sonst würde nichts mehr wieder so richtig gut werden. Dann müssten sie sich vielleicht trennen, alle drei, für immer.
Jan-Erik
Was ist sexueller Missbrauch?
Sexueller Missbrauch ist eine körperliche und seelische Gewaltanwendung und Machtausübung mittels sexueller Handlungen. Sexueller Missbrauch ist immer dann gegeben, wenn ein Mädchen oder Junge von einem Erwachsenen oder älteren Jugendlichen als Objekt der eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt wird. Die bei weitem größte Tätergruppe machen die dem Mädchen nahe stehenden Männer aus. Das bedeutet, dass der Täter das Vertrauen, die Zuneigung und die Abhängigkeit des Mädchens (Jungen) sowie seine eigene Autoritäts-/Machtstellung benutzt, um sich am Körper des Mädchens (Jungen) zu befriedigen, oder sich von ihm befriedigen zu lassen.
Sexueller Missbrauch ist immer Gewaltanwendung, auch dann, wenn keine körperliche Gewalt zur Durchsetzung der Interessen des Täters notwendig ist. Verantwortlich für den sexuellen Missbrauch ist immer der Täter. Die betroffenen Mädchen tragen dafür keine Verantwortung, egal wie aktiv sie an den Handlungen beteiligt waren. Zu sexuellen Missbrauchshandlungen entscheiden sich Mädchen nie freiwillig, da sie auf Grund ihrer emotionalen, sozialen und kognitiven Reife nicht in der Lage sind, die Situation und die Folgen, die daraus für sie entstehen können, zu überschauen.
Die ausgesprochene oder unausgesprochene Drohung des Täters und das gesellschaftliche Redeverbot über sexuellen Missbrauch erlegen dem Mädchen (Jungen) ein Geheimhaltungsgebot auf. Bei der sexuellen Ausbeutung kleiner Kinder deklarieren die Täter fast immer den Missbrauch zum gemeinsamen Geheimnis. Auf Grund ihrer Abhängigkeit wagen es Mädchen und Jungen oftmals nicht, offen das „Geheimnis“ zu brechen; doch viele Opfer finden andere Ausdrucksformen (z.B. beim Malen und im Spiel), um auf die an ihnen verübte Gewalt hinzuweisen.
Sexueller Missbrauch hat nichts mit einer liebevollen und zärtlichen Beziehung zu einem Kind gemein. Ausdrücklich geht es um eine Instrumentalisierung des Mädchens (Jungen) für die Befriedigung der Bedürfnisse des Erwachsenen. Sexuelle Gewalt fängt bei heimlichen, vorsichtigen Berührungen, verletzenden Redensarten und Blicken an und reicht über Kinderpornographie bis hin zur Vergewaltigung durch Penetration.
Sexueller Missbrauch ist all das, was einem Kind vermittelt, dass es als Mensch nicht interessant und wichtig ist, sondern dass Erwachsene frei über es verfügen dürfen, dass es abhängig ist und Gegenwehr eine Reihe schwerwiegender Folgen hat. Das Mädchen (Junge) erlangt durch die Reduzierung zum Sexualobjekt Bedeutung und lernt, dass es mit körperlicher Attraktivität und Genitalien ausgestattet ist, um Erwachsenen „Lust“ zu verschaffen. Die Reduzierung auf den Status eines Sexualobjektes und die momentane Ohnmachtserfahrung des Opfers ist das zentrale Kriterium des sexuellen Missbrauchs, keinesfalls die vom Erwachsenenstandpunkt aus vorgenommene Feststellung eines objektiven Tatbestandes und möglicher Folgen.
Ich muss zurückgehen in den Traum, der nie aufhört.
Maria
Kleiner Vogel, er fror Stein und Bein,
saß auf dem vereisten Zweig allein,
hob die Flügel auf zum Sonnenschein,
flog davon, um wieder froh zu sein.
Maria
Stumme Schreie
Aus Angst vor den Übergriffen des Stiefvaters schlief eine Siebenjährige monatelang völlig bekleidet und wartete schon in den frühen Morgenstunden vor der Schule auf den Unterrichtsbeginn. Der Hausmeister wunderte sich, die Mitschüler klagten über ihren Geruch, die Lehrer beobachteten sie, ohne nachzufragen.
„Ich hatte mehrere Sportunfälle, weil ich betrunken war. Die Lehrerin hat mich immer mit Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht, und damit war der Fall erledigt. Später wurde ich wegen des Trinkens gemahnt und mir mit Benachrichtigung meiner Eltern gedroht. Unterhalten hat sich niemand mit mir.“ Damals war sie zwölf Jahre alt und wurde seit geraumer Zeit nicht nur vom Stiefvater misshandelt, sondern auch von drei erwachsenen Brüdern vergewaltigt.
Wenn so auffallendes Benehmen schweigend übergangen wird, dann wird sich das Mädchen keine Hilfe von Seiten der Schule mehr versprechen. Dabei wünscht sie sich nichts dringender, als angesprochen zu werden, nicht die einzige zu sein, die das erlebt, wünscht sich, ihre Angst mitteilen zu können, ihre Schuldgefühle abgenommen zu bekommen.
Jedes Jahr (1993) werden in der Bundesrepublik ca. 300 000 Kinder sexuell missbraucht. Mindestens 250 000 von ihnen sind Mädchen. Nur 6% der Täter sind für die Mädchen völlig fremd. Etwa ein Drittel sind gute Bekannte, Nachbarn, Freunde und Verwandte, mehr als ein Viertel sind Väter, Stiefväter oder vaterähnliche Männer, die in der selben Wohnung wohnen. Die Mißhandlungen ziehen sich in über 50% der Fälle über mehrere Jahre hin und betrifft oft mehrere Geschwister gleichzeitig oder der Reihe nach. Die Mädchen sind meist zwischen vier und acht Jahre alt, wenn die sexuellen Übergriffe beginnen, oder sie befinden sich in der Pubertät. Mit zunehmendem Alter können die sexuellen Handlungen intensiver werden, Vergewaltigungen kommen in jedem Alter vor.
Und die Väter? Sie gehören allen gesellschaftlichen Schichten an, sie sind weder krank noch von einem außergewöhnlichen Sexualtrieb beherrscht und unterscheiden sich nicht von anderen vergewaltigenden Männern. Sie sind in ihrem Auftreten eher Unauffällig und angepasst.
Das alles belastet ungeheuer. Auch wenn Mädchen vorsichtig vermeiden, das Erlebnis auch nur mit einer Silbe zu erwähnen, so schlagen sich doch diese Belastung und Angst, die Verwirrung in ihrem Verhalten nieder, sind spürbar oder beobachtbar für sensible Erwachsene. Wenn Mädchen verändert, bedrückt oder verängstigt wirken, ist es an uns, nachzufragen und uns zu interessieren.
Siehst du... den Lichtstreifen... auf dem Fußboden... da führt er hin... in mein Zimmer... jetzt kommt der Frost... ich höre ihn... das Vogeljunge liegt in meinem Bett... es versteckt sich... der Frost guckt... er atmet und atmet und atmet... jetzt setzt er sich... der Frost ist jetzt da... es wird kalt... die Flügel werden kalt, sie werden zu Eis... der Frost... jetzt stirbt das Vogeljunge... Nein es schläft nur, es sagt zu sich selbst: du musst schlafen.
Maria
Was tun, wenn Kinder Signale geben,
um Hilfe bitten, bei Verdacht?
Es gibt Kinder, die niemanden kennen, dem sie sich anvertrauen können. Demnach sollten alle Erwachsenen, die mit Kindern in Kontakt kommen, auf die Signale, die ein Kind aussendet, achten.
Es verlangt viel Mut und Kraft vom Kind, das Schweigen zu brechen und von seinen Erlebnissen zu erzählen. Es wäre ja auch für einen Erwachsenen nicht leicht, darüber zu sprechen. Die Reaktionen des Erwachsenen auf die Mitteilung des Kindes sind deshalb ausschlaggebend dafür, dass ein Kind alles erzählen kann.
Folgende Tips sollen Ihnen Hilfe sein, mit Betroffenen über ihre sexuellen Gewalterfahrungen zu sprechen:
- 1. Sorgen Sie für eine ruhige, ungestörte Gesprächsatmosphäre.
- 2. Begeben Sie sich auf Höhe der Kinder, d.h. setzen oder knien Sie sich bei kleineren Kindern hin.
- 3. Entlasten Sie das Mädchen oder den Jungen vor dem Geheimhaltungsdruck, indem Sie mitteilen: „Du darfst darüber reden“. Finden Sie heraus, ob und womit der Täter gedroht hat, und versichern Sie, dass das Mädchen oder der Junge durch seine Erzählungen keinen Schaden erfährt.
- 4. Lassen Sie das Mädchen oder den Jungen wissen, dass viele ähnliches erleben, dass es oder ihn keine Schuld trifft und dass Sie ihm glauben.
- 5. Verwenden Sie eine Sprache, die das Kind versteht, und prüfen Sie stets, ob das Kind Ihnen folgen kann.
- 6. Da kleine Kinder die Ereignisse häufig nicht zeitlich einordnen können, sollten Sie ihnen Hilfestellungen bieten: „War das vor oder nach deinem Geburtstag, vor oder nach Weihnachten?“, „War es an einem Kindergartentag, an einem Wochenende oder in den Ferien?“.
- 7. Stellen Sie einfühlsame Fragen. Versuchen Sie, direkt zu fragen, die Fragen aber einfach und offen zu formulieren, z.B. „Magst du mir erzählen, was der Mann gemacht hat?“. Stellen Sie nicht mehrere Fragen auf einmal, und warten Sie stets die Reaktion ab.
- 8. Drängen Sie die Betroffenen nicht zu sprechen. Es besteht immer die Möglichkeit, an anderer Stelle auf die gleiche Frage zurückzukommen.
- 9. Bedenken Sie stets, dass das Kind dem Täter häufig auch positive Gefühle entgegenbringt. Weisen Sie dem Täter deutlich die Verantwortung für sein Handeln und die Schuld am sexuellen Missbrauch zu, achten Sie aber darauf, ihn nicht als Person abzuwerten.
- 10. Versuchen Sie, Widersprüche und Ungereimtheiten nicht über Nachfragen bei Dritten, sondern stets direkt mit dem Kind oder Jugendlichen zu klären.
- 11. Versprechen Sie nicht mehr, als Sie halten können. So liegt es nahe, dass ein Kind oder Jugendlicher Sie bittet, niemanden von ihrem Gespräch zu erzählen. Ein solches Versprechen lässt sich oft nicht einhalten. Sichern Sie dem Kind aber zu, dass Sie es über jeden Handlungsschritt unterrichten und nichts über seinen Kopf hinweg unternehmen würden.
- 12. Loben Sie das Mädchen oder den Jungen am Ende eines Gesprächs, sprechen Sie mit ihm die nächsten Schritte ab, die Sie unternehmen werden, und vereinbaren Sie einen neuen Gesprächstermin. Auf diese Weise unterstreichen Sie Ihre Zuverlässigkeit.
aus: Henry Giaretto, Integrated Treatment of Child Sexual Abuse, Palo Alto, California
Dornrose e.V., Weiden, Beratungs- und Fachstelle
Beratung und Unterstützung bieten wir bei:
- Sexualisierter Gewalt in der Kindheit (Sexueller Missbrauch)
- Vergewaltigung / Sexuelle Nötigung
- Sexuelle Belästigung
- und andere sexualisierte Gewaltformen
Beratung und Unterstützung finden:
- Mädchen, Jungen und Frauen, die von sexueller Gewalt betroffen sind / waren
- unterstützende Angehörige
- alle Personen, die beruflich / privat auf sexualisierte Gewalt stoßen
Die Beratung ist
- kostenlos
- vertraulich
- auf Wunsch anonym
Die Grundsätze unserer Arbeit
- Parteilichkeit für die Mädchen, Jungen und Frauen
- Beistand in Krisensituation
- gemeinsam Lösungsmöglichkeiten und Entscheidungen finden
- nichts wird unternommen, was nicht vorher abgesprochen wurde
- keine Zusammenarbeit mit den Tätern / Täterinnen
- Wahrung der Schweigepflicht
Kontakt: Dornrose e.V., Oberer Markt 8, 92637 Weiden, Tel.: 0961-33099,
Email: dornrose@surfeu.de
Zur Regiearbeit
Mir stellt man immer wieder die Frage nach dem was Theaterarbeit „ausrichten“, was unserer Arbeit „bewirken“ könne – im Bewusstsein des Einzelnen und in der Gesellschaft. Ich kann mich nur ehrlich zu dem gewählten Thema stellen, und meine Kriterien für die Wahrnehmung der Welt nicht verraten, unabhängig von der Wirkungsmächtigkeit in Hinblick auf den Zuschauer.
Im „Kaukasischen Kreidekreis“ von Berthold Brecht sind sich alle Zuschauer einig, bei der Frage nach dem gerechten Ausgang der Geschichte, sie verstehen das alle. Verlassen die selben Zuschauer dann das Theater und gehen nach Hause, zurück in ihre Lebenswirklichkeit, dann werden sie nicht immer gerecht bleiben gegenüber ihren Ehefrauen, Ehemännern und Kindern. Aber das Bewusstsein über gelebtes Unrecht könnte gewachsen sein.
Weniger Katharsis, mehr Bewusstsein erwirtschaftet der Bedeutungsüberschuß einer modernen Theaterarbeit nach der kritischen Theorie der „Frankfurter Schule“, - Realismus und nicht Naturalismus, richtiges Handeln und nicht vordergründige Wahrheiten. Gleichzeitig schaffen wir Theaterkünstler eine Brücke zur unvoreingenommenen Anwendung des Denkens, als individueller „Gegenwirklichkeit“.
Die gegenwärtige Gesellschaft basiert nicht zuletzt durch die Amüsierwaren und die Reklame der Kulturindustrie weiterhin auf Ohnmacht und Angst, auf Neid und Missgunst. Solidarität und Sympathie werden zu Ausnahmezuständen im Katastrophenfall, wenn die „Volksgemeinschaft“ durch Hochwasser bedroht ist; geht es dem Einzelnen an den Kragen, so wird das im besten Fall als „Schicksal“ deklariert und darf in Talkshows vorgeführt werden, im schlimmsten Fall veranstaltet der Mob Treibjagden durch die Straßen.
Nikol Putz
Jeder sucht sich das Leben aus,
das zu seiner Verzweiflung passt.
Jan-Erik (aus Frostnacht)
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