
|
Suche nach dem Theatertext
|
Wie fange ich bloß an?
Jede Theaterarbeit beginnt mit der Kenntnis über den Gegenstand an sich, über das Theater. Das heißt, man sollte viele Theaterstücke gesehen haben und noch viel mehr Stücke gelesen haben. Nur so ist ein Vergleich, eine Einordnung möglich. Nur so ist die Vorstellung über die Machbarkeit eines vorliegenden Theatertextes zu gewinnen, nur so ist die Realisation mit allen künstlerischen, technischen und finanziellen Unwägbarkeiten abzuschätzen.
Dabei ist es nicht von erster Bedeutung, ob man die Theaterstücke in einem Theater oder auch schon mal im Fernsehen gesehen hat. Besser insgesamt viel gesehen als nur im Theaterraum selbst, obwohl das Ereignis im Theaterraum unvergleichlich eindrucksvoller und richtiger ist.
Gelesene Theaterstücke lassen in der Phantasie die Räume, die Figuren, den Klang der Sprache und die Bewegungen der Handlung entstehen und sind somit eine gute Vorbereitung auf die eigene Theaterarbeit. Die Vorstellungskraft muß sich beim Theaterschaffenden entfalten können um später auch andere daran teilhaben lassen zu können.
Nach welchen Kriterien sucht man ein Theaterstück?
Zunächst könnte da ein persönliches oder gesellschaftliches Thema sein, zu dem man einen Theaterabend gestalten möchte. Aus der direkten Umgebung, aus der Geschichte oder aus dem heutigen Alltag. Liebe, Krankheit, Unglück, Krieg und Tod sind mitunter die stärksten, die existenziellen Themen. Aber auch die komplexen Beziehungen zwischen handelnden Personen, ihre Interessen, ihre Abhängigkeiten, die Veränderbarkeit von Herrschaft und den bestehenden Verhältnissen sind gute Motive für eine spannende Handlung und somit für einen interessanten Theaterabend. Die Dramatisierung eines Konfliktes ist die beste Basis eines medialen Ereignisses.
Oder aber ich weiß, in welchem Genre ich mich äußern möchte: Soll es eine Tragödie, eine Komödie oder gar ein Lustspiel sein? Soll es Volkstheater, Bauerntheater oder ein Singspiel sein? Ein Trauerspiel, Königsdrama oder Boulevard, ja vielleicht ein Kinder- oder Seniorentheaterstück? Ohne jede Bewertung ist jeder Bereich wertvoll zu gestalten. Eine gute handwerkliche Theaterarbeit erhebt jedes Genre.
Aber auch die scheinbar profaneren Gründe für die Wahl eines Theaterstücks sind ernst zu nehmen: Wie viele Personen habe ich in der Theatergruppe zur Verfügung, wie viele Rollen kann ich besetzen, wie viele weiblich, wie viele männlich? Wie viele verschiedene Dekorationen darf der Theaterabend haben? Welche finanziellen Mittel stehen für die Produktion zur Verfügung?
Wenn Sie sich einen Katalog von Kriterien für die Auswahl eines Theaterstücks erarbeitet haben, beginnt die eigentliche Suche mit dem Lesen von Theaterstücken. Holen Sie sich gerne Rat bei Kollegen oder bei der Fachberatung, wenn Sie nicht schon längst selbst wissen, welches Genre Sie "bedienen" wollen oder welches Thema Sie interessiert und suchen Sie dann im reichen Angebot der Theaterverlage nach Stücken, die Sie sich zum Lesen von den Verlagen bestellen können, sogenannte Ansichtsexemplare.
Wollen Sie nach einem bestimmten Autoren suchen, den man Ihnen vielleicht empfohlen hat oder von dem Sie ein gutes Stück gesehen haben, und dessen weitere Stücke finden, so empfielt sich die Suche über Theatertexte.de, die Informationsseite des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage e.V.. Dort erfahren Sie auch sogleich die Kontaktdaten der jeweiligen Theaterverlage. Wenn Sie den Titel eines Stückes kennen, aber nicht den Autoren und den Verlag, so können Sie dort auch fündig werden.
Wenden Sie sich unbedingt an die Fachberatung, wenn Sie nach neuen Wegen suchen, wenn Sie einen Wechsel des Genre beabsichtigen. Wie oft hörte ich seit 1996 die Frage: Wir spielen schon so lange Bauerntheater, das wollen wir auch weiterhin tun, aber wir wollen auch mal was anderes spielen, gibt es modernes Volkstheater?
Nach dem ausführlichen Lesen des Theaterstücks und der Rücksprache mit Regie und Theaterleitung, kann nun die gemeinsame Entscheidung für das Stück Ihrer nächsten Theaterproduktion fallen. Die mögliche Besetzung wurde mit den Darstellern vorbesprochen, so erleben Sie nach der Entscheidung keine bösen Überraschungen.
Was tun, wenn ein Stück gefunden ist?
Vor allem sollten Sie unbedingt Kontakt mit dem Theater- oder Bühnenverlag aufnehmen und nach den Aufführungsrechten fragen. Denn jede weitere Vorarbeit macht erst Sinn, wenn Sie die Zusage vom Verlag haben, zumindest erst mal mündlich per Telefon. Man kann Ihnen in den meisten Fällen sofort sagen, ob das Stück für Amateurtheatergruppen frei ist, ob es eine Sperrung gibt weil ein anderes Theater in Ihrer Nähe das Stück zeitgleich produzieren will oder andere Gründe gegen die Vergabe der Aufführungsrechte sprechen. (Z.B. der Autor Werner Schwab ist für Amateurtheatergruppen in der Regel gesperrt. Ein totsicheres NEIN fangen Sie sich ein, wenn Sie den zuständigen Verlag fragen, ob Sie die beiden Hauptrollen (Estragon und Wladimir) in "Warten auf Godot" von Samuel Beckett mit zwei Frauen besetzen dürfen. Das hat der Autor zeitlebens untersagt.)
Verband Bayerischer Amateurtheater
|
Über die Seite des VBAT können Sie Verlage und die Kontaktdaten finden, unter: Links zu Theaterverlagen.
siehe auch Aufführungsrechte und Textbearbeitungen - Regiebegleitung
|
|
|